Hans Werner Henze
The Bassarids
Musikdrama in einem Akt
Englisch
2 h 30 min, keine Pause
18:00 - 20:30 Uhr
19:00 - 21:30 Uhr
18:00 - 20:30 Uhr
19:00 - 21:30 Uhr
19:00 - 21:30 Uhr
18:00 - 20:30 Uhr
19:00 - 21:30 Uhr
There is no way to hide! Hans Werner Henzes Bassariden erzählen in Form eines beeindruckenden Rituals vom urmenschlichen Konflikt zwischen Trieb und Vernunft, zwischen lustvollem Exzess und rationaler Kontrolle, vom schmalen Grat zwischen animalischem Trieb und Zivilisation. Nach ihrem überwältigenden Erfolg mit Schönbergs Moses und Aron nehmen sich Vladimir Jurowski und Barrie Kosky nun eines in Monumentalität und Archaik ebenbürtigen Werkes an und lassen dabei das antike griechische Theater nachhallen: Chor, Orchester, Solist*innen, Tänzer*innen und Publikum sind im hell erleuchteten großen Theaterrund miteinander vereint. There is no way to hide!
Der junge Pentheus hat die Herrschaft in Theben übernommen. Doch ein Fremder unterwandert die Autorität des Königs, indem er zu Ehren des Gottes Dionysos das Volk zu rauschhaften Feiern, zur Hingabe an Vergnügen und Lust verführt. Immer mehr Menschen schließen sich ihm an, darunter sogar Pentheus’ Mutter Agaue. Vergeblich versucht der König, sich der Macht der Triebe mithilfe der Vernunft entgegenzustellen. Schließlich will er sich ein eigenes Bild machen und mischt sich – als Frau verkleidet – unter die Menge. Im Exzess einer nächtlichen Orgie wird er brutal von der eigenen Mutter getötet, die ihn für ein wildes Tier hält. Erst am nächsten Morgen begreift sie, dass sie den Kopf ihres Sohnes in den Armen hält. Der Fremde aber gibt sich allen als Gott Dionysos zu erkennen und fordert bedingungslose Anbetung.
Für seine Vertonung des zeitlos aktuellen Stoffes griff Henze, einer der bedeutendsten deutschen Komponisten der Nachkriegszeit, auf einen gigantischen Orchesterapparat zurück. Strukturell an der sinfonischen Form orientiert, stellt er in vier Sätzen zwei gegensätzliche musikalische Sphären für Dionysos und Pentheus einander gegenüber. Das Orchester als »Kampfplatz« dieser antagonistischen Prinzipien sprengt in Barrie Koskys Inszenierung auch räumlich die Grenzen des Orchestergrabens, drängt hinauf auf die Bühne, wo es Zeuge und Mittäter des Geschehens wird.
Musikdrama in einem Akt von
Wystan Hugh Auden und Chester Kallman [1966]
nach der Tragödie Die Bakchen des Euripides
Wystan Hugh Auden und Chester Kallman [1966]
nach der Tragödie Die Bakchen des Euripides
So., 20. Oktober 2019, 18:00 Uhr
Stab
Musikalische Leitung
Inszenierung
Choreographie
Bühnenbild und Kostüme
Katrin Lea Tag
Dramaturgie
Chöre
Licht
Franck Evin
Besetzung
Dionysus
Pentheus, König von Theben
Cadmus, sein Grossvater
Tiresias, ein alter blinder Seher
Captain of the royal guard
Agave, Tochter des Cadmus und Pentheus’ Mutter
Autonoe, ihre Schwester
Beroe, Amme der Semele und des Pentheus
Chorsolisten der Komischen Oper Berlin
Vocalconsort Berlin
Es spielt das Orchester der Komischen Oper Berlin.
Tänzer*innen
Azzurra Adinolfi, Alessandra Bizzarri, Damian Czarnecki, Michael Fernandez, Paul Gerritsen, Claudia Greco, Silvano Marraffa, Csaba Nagy, Sara Pamploni, Lorenzo Soragni
»Jurowski elicited rhythmic precision from his musicians, letting the atonal and lavishly provocative melodies run wild. David Cavelius was responsible for the excellent singing of the chorus.«
»Am Pult des Orchesters der Komischen Oper hält Vladimir Jurowski den Spannungsbogen dieser Riesenpartitur elektrisierend aufrecht. Sinnlich blüht die chromatisch-erotisierende Sphäre des Dionysos auf, hart akzentuiert werden die geradtaktigen Repetitionen des Herrschers von Theben.«
»Dass Kosky gerade diesem Stoff mit solcher Strenge begegnet, einem Totalverzicht auf alle wohlfeile Bühnenerotik, zeigt die Tiefe seines Blicks auf die Dialektik von Verführung und Herrschaft, die das Stück thematisiert.«
»Der Chor wie die Solisten singen hervorragend, allen voran der machtvolle Pentheus von Günter Papendell und Sean Panikkar nuancenreicher Dionysos. Unter Vladimir Jurowski Leitung gelingen ihnen und alle anderen spannungsvoll gesteigerte Rollenporträts, die Henzes dramatisch außerordentlich geglückte Vorlage restlos ausschöpfen.«
»Jetzt ist das Werk nach Berlin zurückgekehrt und macht aus der kleinen Komischen Oper das größte Opernhaus der Stadt. Chapeau!«
»… man kann sich dieser Wucht, halb Machtdemonstration, halb Verführung, nicht entziehen.«
»Im Dunkel nach dem Schlussakkord der am Ende bombastischen und sich ihrer zusehends tonaleren Wirkung sicheren Komposition dann zunächst lange Stille. Anschließend ausschließlich Zuspruch und viele Bravorufe für die über 200 Mitwirkenden bei diesem musikdramatischen Gesamtkunstwerk.«
»Günter Papendell ist ein so stimmmächtig-zorniger wie physisch schmächtiger, asketischer König Pentheus, Vertreter der Ratio, der in seiner Stadt Theben den Dionysoskult nicht zulassen will und ihm doch verfällt. Und so glasklar-lieblich, wie Gastsolist Sean Pannikar die Terzen und Quarten, die melodischen Linien singt, die Henze dem Dionysos zugedacht hat, so sehr kann man auch nachvollziehen, warum viele Getreue ihm im Rausch folgen. Das Dunkle, Bösartige, das sich in den tieferen Schichten von Pannikars Tenor verbirgt, hören sie nicht. Auch die dritte Solistin, die an diesem Abend fulminant reüssiert, lässt sich blenden: Tanja Ariane Baumgartner.«